Flucht als Ausweg
Aus! Ende! Schluss! Vorbei! Mir reicht es! Nach 17 Tagen auf dem geheimnisvollen Anwesen mit seinen mysteriösen Ereignissen wie plötzlichen Geistererscheinungen, merkwürdigen Geräuschen, seltsamen Illusionen sowie Wetterkapriolen mit Blitz und Donner war es für mich an der Zeit, Pineview Drive den Rücken zu kehren, bevor ich das Rätsel um das Verschwinden von Linda lösen konnte. Nicht etwa, weil ich den Terror nicht länger ertragen hätte: Zwar gibt es vor allem dank der Soundkulisse ein paar atmosphärische Momente – etwa wenn aus dem Nichts plötzlich ein „kurzes Pssss" durch den Kopfhörer hisst oder man Schrittgeräusche in unmittelbarer Nähe vernimmt -, aber wirklich gruselig oder gar gefährlich geht es beim Erkunden der engen Flure und zu Beginn meist verschlossenen Räume nur selten zu.
Die Erlösung naht
Aber wenn ich mir schon nicht vor Angst in die Hosen gemacht habe: Warum bin ich überhaupt abgehauen? Weil ich das furchtbare Spieldesign nicht länger ertragen habe! Denn die Aufgabe beschränkt sich in der Regel darauf, erst Schlüssel und dann die passenden Türen zu finden. In den Räumen findet man meist weitere Schlüssel oder – wenn man Glück hat – einen Zettel, mit dem der Tag abgeschlossen wird. Und jedes Mal, wenn ich wieder seltsamerweise kurz vor Anbruch der schnell einsetzenden Dunkelheit in meinem Zimmer erwache, geht die redundante Schlüsselsuche durch das Spukhaus und den anliegenden Garten von vorne los.
Problem dabei: Im Gegensatz zum Horror-Klassiker Resident Evil sind hier weder Schlüssel noch Türen durch spezielle Symbole markiert. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass man oft nach dem Trial&Error-Prinzip durch das dunkle Haus irrt und hofft, irgendwann die richtige Tür für seinen Schlüssel zu erwischen. Wohl dem, der über ein gutes Erinnerungsvermögen verfügt – und selbst dann ist es immer noch mühsam, aufgrund der großen Anzahl verschlossener Türen auf Anhieb erfolgreich zu sein.
Das gilt auch für das Finden der Schlüssel, denn oft rennt man auf der Suche nach den begehrten Türöffnern ziellos durch die Gegend und wünscht sich regelrecht den entscheidenden Tipp in Form eines kurzen Monologs der Figur herbei, der aber oft viel zu lange auf sich warten lässt. Aber wie soll ich ohne einen Hinweis darauf kommen, dass ich mir ausgerechnet jetzt in einem bestimmten Raum ein bestimmtes Gemälde ansehen soll, um den nächsten Schlüssel zu erhalten? Oder warum ich gerade an diesem Tag die Schaukel draußen im Garten untersuchen sollte? Ohne die wertvollen Tipps würde man wahrscheinlich noch länger ziellos im Kreis laufen und immer wieder die gleichen Zimmer betreten, die sich zudem meist sehr ähnlich sehen.
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