Als der Abspann lief, saß ich konsterniert vor dem Bildschirm. Zwei Stunden lang habe ich Entscheidungen getroffen, die sich auf die Beziehungen eines Teenagers zu ihren Freunden und der Familie auswirken. Dann wendet sich Journal plötzlich ab, spricht ein Thema mit großer Emotionalität so unvermittelt an, als würden die Autoren über ihr eigenes Schicksal reden. Und irgendwie ist ihr Spiel eng mit diesem Schicksal verbunden. Irgendwie aber auch nicht.
Was stünde in einem Tagebuch, das Tage, Wochen oder Monate nach den Ereignissen geschrieben würde, die es festhält? Könnte man sich noch daran erinnern oder wären es
Der Trailer verspricht eine bewegende Erzählung. Im Mittelpunkt stehen Erinnerungen und Entscheidungen.
Eines Morgens stellt ein namenloses Mädchen fest, dass sämtliche Aufzeichnungen aus ihrem Tagebuch verschwunden sind. Also versucht sie die Erinnerungen herzustellen, indem sie sich mit Freunden und Familie unterhält. Dabei trifft sie Entscheidungen, die darüber bestimmen, wie ihre Geschichte weitergeht – und was in ihren Notizen steht.
Einen Großteil der Geschichte verbringt sie in der Schule. Vor ihren Freunden muss sie etwa für Fehler geradestehen und sich zwischen einer guten Freundin und der Außenseiterin entscheiden. Manche emotionale Verstrickung führt dabei zu interessanten Konflikten. Mehr als einen oberflächlichen Blick in das Leben eines Teenagers riskiert die Handlung aber nicht.
Geduld und Brille
Journal ist kein gutes Spiel. Während ein feinfühliges Klavier die Erzählung begleitet und
Die handgezeichneten Figuren und Umgebungen wirken steif und leblos.
Und so sehr viele Entscheidungen das Auftreten der Freunde gegenüber dem Mädchen beeinflussen, so unnötig schwer fällt die Wahl: Durch einzelne Worte dargestellte Antwortmöglichkeiten lassen oft nicht klar genug durchblicken, was sie bedeuten. Ein "Bedauern" könnte sich ebenso gut auf die Protagonistin wie auf ihren Gegenüber beziehen. Ich habe das Programm mehrmals beendet, um eine Szene noch einmal zu starten, weil ich im besten Wissen die falsche Antwort gab – eine unangenehme Erfahrung.
Irrlichter
Journal fehlt zudem ein roter Faden, der mir einen Hinweis darauf gibt, worum es
Das Puppenspiel zwischen den Kapiteln ist ein interessantes Stilmittel.
Erst wenn die Entwickler kurz vor Schluss das Geheimnis lüften, führen sie ihr Spiel mit der Erzählung zusammen. Journal entließ mich nach etwa zwei Stunden mit starken Gefühlen und ich hatte verstanden, was es mir sagen wollte. Die Verbindung entsteht aber zu spät. Die schwachen Spielelemente führen zu lange in eine ungewisse Richtung, als dass sie die starken Emotionen tragen könnten. So bleibt Journal eine Ansammlung interessanter Bausteine, die nur lose nebeneinander gelegt wurden.
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