Der britische Comic-Künstler Simon Bisley zeichnete das Cover für Gods (1991).
Wenn ich mir das Cover heute anschaue, muss ich darüber schmunzeln. Dass ich damals tatsächlich blind zugeschlagen und meine D-Mark für diesen Plattformer auf die Kasse gelegt habe, ohne vorher irgendeinen Test gelesen, ohne irgendeinen Screenshot oder gar ein Video gesehen zu haben – die totale Reizüberflutung via Internet gab's ja damals noch nicht. Lediglich der Hinweis auf die Bitmap Brothers hat mich natürlich beruhigt, denn die Jungs hatten uns mit Xenon, Cadaver und nicht zu vergessen Speedball viele schöne Zockerabende beschert.
Ein Heros lange vor Kratos
Und auch Gods sollte mich nicht enttäuschen: Schon das Hauptmenü mit seinem spartanischen Helmbusch weckte martialische Vorfreude, während der Elektro-Soundtrack von Nation XII mit seinen Breakbeats und dem Refrain „Into the Wonderful" fast schon zu modern für die antike Schnetzelei wirkte. Aber hey: Eine eigene Komposition war damals auch noch nicht alltäglich! Viel wichtiger war aber, dass das Artdesign des Muskel bepackten Helden sowie der unförmigen Monster zumindest teilweise an den
Willkommen in der tödlichen Antike: Das Spiel war zwar gemächlicher als Turrican II, forderte aber volle Konzentration und offene Augen für ungewöhnliche Mechanismen.
Sobald man die Kontrolle über den Helden Herkules übernahm, ging es ohne große erzählerische Einleitung sofort zur Sache: Zuschlagen, ausweichen, klettern und auch knifflige Rätsel lösen. Der Star war neben dem Art- vor allem das Level-Design mit seinen verschachtelten Plattformen (schaut mal auf den Querschnitt in der Galerie), fiesen Fallen, Geheimnischen, Schatzkammern und natürlich Bossen wie antiken Riesenkämpfern – immerhin war das Ziel für den Sohn des Zeus nicht weniger als die Unsterblichkeit. Davor musste man im wahrsten Sinne des Wortes heroische Arbeit über vier Level mit jeweils drei Welten leisten.
Willkommen in der tödlichen Antike
Trotz schwerer Bewaffnung von Axt bis Speer war der Tod allgegenwärtig, denn der Schwierigkeitsgrad hatte es in sich. Für ein wenig Entspannung sorgte aber nicht nur der Shop, in dem man für gesammelte Diamanten neben Leben auch zahlreiche Aufrüstungen erstehen konnte: Auch das dynamische Spielsystem kam einem entgegen, wenn man zu oft starb, indem man automatisch mehr Power-ups und Boni einsacken konnte. Überhaupt war die reaktive KI ein Aushängeschild des Spiels, denn die Feinde setzten nicht nur individuelle Taktiken im Angriff ein, sondern konnten bis zu einem gewissen Grad lernen und gingen z.B. früher in Deckung, wenn man sie immer wieder aus der Ferne attackierte.
Über vier Levels lockte Gods nicht nur mit seinem Artdesign, sondern auch mit seinem verschachtelten Level-Design mit zig Geheimnissen sowie der reaktiven KI.
Gods erschien natürlich noch für andere Plattformen wie Archimedes, Atari ST, DOS, Megadrive, SNES und kann z.B. in einer Deluxe-Version inkl. Editor als Java-Remake gespielt werden. Es hat bis heute viel von seinem - durchaus spröden- Charme bewahren können. Kratos hat zwar in God of War ein imposantes Erbe in einem ganz anderen Stil angetreten, aber der Spielwitz und das Leveldesign können sich immer noch sehen lassen.
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