Aus Sicht der Spieler war die Maßnahme natürlich lobenswert: THQ will dem Trio mehr Feinschliff verpassen. Den Buchhaltern dürfte angesichts des klammen Kontos allerdings der Schweiß auf der Stirn stehen, bedeutet dies doch eine doppelte Belastung: höhere Kosten dank längerer Produktionszeit bei später eintreffenden Einnahmen, die das Unternehmen sicherlich gut gebrauchen könnte.
In einer Mitteilung informiert der Hersteller die US-Börsenaufsicht jetzt pflichtgemäß über finanziell Engpässe, die sich auftun. Vor einem Jahr hatte sich THQ bei Wells Fargo einen Kreditrahmen von 50 Mio. Dollar gesichert. Mittlerweile scheint es Probleme dabei zu geben, die über einen Zeitraum von vier Jahren laufende Leihgabe zu bedienen. So ist von "Kreditausfällen" bei "einem oder mehreren Vorgängen" die Rede. Die seien dadurch verursacht worden, dass gewisse "finanzielle Vereinbarungen im vergangenen Quartal nicht erfüllt wurden." Man sei derzeit dabei, mit Wells Fargo zu verhandeln - eine Lösung sei aber nicht garantiert. Auch sei es nicht möglich gewesen mit "vertretbarem Aufwand und Kosten", den fälligen 10-Q-Bericht für das Quartal bei der SEC einzureichen. Dieser soll aber noch fristgerecht nachgeliefert werden.
Die finanzielle Lage spiegelt sich auch im Aktienkurs des Unternehmens wieder, dessen Börsenwert vor der Veröffentlichung der Quartalszahlen mit 20,7 Mio. Dollar schon recht niedrig gewesen war - binnen weniger Stunden halbierte sich das Marktvolumen. Derzeit hat sich der Börsenwert bei 9,3 Mio. Dollar eingependelt. Zum Vergleich Activision Blizzard, Electronic Arts und Ubisoft sind derzeit 11,8 Mrd., 3,92 Mrd. bzw. 709 Mio. Dollar wert.
Das Management selbst hatte eingestehen müssen, dass es Probleme mit der Liquidität geben wird. Um "die Zahlungs- und Handlungsfähigkeit zu verbessern", habe man Centerview Partners LLC beauftragt, "strategische Alternativen" zu evaluieren. Da jene Firma auf Fusionen und Übernahmen spezialisiert ist, ist relativ klar, welche Parole ausgegeben wurde: Um die Insolvenz zu vermeiden, benötigt THQ einen potenten Investor, der den Publisher letztendlich samt aller Verpflichtungen stützt, womöglich komplett übernimmt.
Die üblichen Verdächtigen und Interessenten in der Branche scheinen angesichts der mäßigen Börsenstimmung, eigener finanzieller Probleme oder anstehender Investitionen in die Produktion von Spielen für die nächste Konsolengeneration eher Abstand zu nehmen von einem solchen Unterfangen. Dort wird man vermutlich eher darauf warten, sich in der Insolvenzmasse bedienen zu können. Ähnlich war Warner Bros. seinerzeit bei Midway verfahren und hatte nach der offiziellen Insolvenz den Großteil der Midway-Marken, darunter auch Mortal Kombat, aufgekauft und das für die Serie zuständige Team um Ed Boon übernommen.
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