Der 4P-Kommentar: Der neue 3DS: Nintendos Schlingerkurs

Written By Kom Limpulnam on Senin, 01 September 2014 | 23.13

Der neue 3DS: Nintendos Schlingerkurs


Liebe Konstrukteure und Entscheidungsträger in der japanischen Nintendo-Zentrale, ich hätte mal eine Frage, die mich seit der Präsentation des neuen 3DS beschäftigt: Ist es wirklich so schwer, einen Handheld mit zwei ordentlich proportionierten Sticks zu designen? Sony bekommt es doch auch hin. Seit 1997 spiele ich auf der PlayStation mit zwei Analogknubbeln und fast genauso lange wünsche ich mir schon, dass auch die Konkurrenz das Schema endlich für einen ihrer Handhelds übernimmt.

Stattdessen bleibt Nintendo weiter auf seinem Schlingerkurs: Beim ersten 3DS fehlte bereits der zweite Stick. Als Nintendo dann nach enttäuschten Rückmeldungen einen klobigen Aufsatz nachschob, ging fast alle Welt davon aus, dass die nächste Revision von Haus aus einen zweiten Knubbel besitzt. Stattdessen bot der 3DS XL wieder nur einen. Und zur Krönung bekommt der frisch angekündigte „New Nintendo 3DS XL" jetzt einen winzigen Knubbel, der derart verschämt in der rechten oberen Ecke positioniert ist, dass ich ihn auf den ersten Blick glatt übersehen habe. Eine klare Linie sieht anders aus.

Oder handelt es sich um absichtliches Understatement, um Käufer der alten Modelle zu beschwichtigen? Um Entwickler vielleicht dazu zu bewegen, den Mini-Stick höchstens für die Feinjustierung der Kamera einzusetzen, nicht aber für spielrelevante Funktionen? Ich könnte verstehen, wenn man die Nutzergruppe nicht weiter trennen will, doch genau das macht Nintendo an anderer Stelle ja mit dem stärkeren Prozessor: Einige Titel wie die Umsetzung von Xenoblade Chronicles werden nur auf dem neuen Modell mit seiner stärkeren Technik laufen.

Erst neulich räumte Miyamoto ein, dass sich das Branchen-Urgestein wieder stärker an Hardcore-Spieler richten möchte. Und ich gehe schwer davon aus, dass der Großteil dieser Zielgruppe sich ebenfalls einen zweiten Stick wünscht und keinen in die Ecke gezwängten Mini-Knubbel. Nintendo wäre besser gefahren, den Zweitstick weiterhin zu ignorieren oder endlich ein vollwertiges zweites Exemplar einzubauen. Solche Kompromisslösungen wie der Mini-Stick helfen niemandem. Und was soll das Hinterherschieben zusätzlicher Schulterknöpfe? Zumindest auf den ersten Blick sehen auch sie nicht gerade besonders bequem aus.

Überraschend ist die Taktik der scheibchenweisen Neuerungen natürlich nicht: Schon der erste GameBoy bekam schließlich alle paar Jahre Updates und Ableger, z.B. mit dem GameBoy Pocket, dem GameBoy Color, dem GameBoy Light (erschien nur in Japan) oder dem Virtual Boy. Langjährige Nintendo-Kunden wissen, dass ihre Geräte höchstens ein paar Jahre lang die aktuellsten der Produktfamilie bleiben. Außerdem musste es zum Start des ersten Modells schnell gehen: Eine neue Handheld-Generation war fällig, die brillenlose Technik verhältnismäßig neu und Nintendo ahnte, dass der Hype um 3D-Bildschirme nicht ewig anhalten würde. Die Konstrukteure mussten beim Ur-3DS also Kompromisse eingehen, um das frische Marktsegment rechtzeitig zu besetzen. Nintendos ist schließlich seit den Siebzigern darauf ausgerichtet, sich gemäß der Blue-Ocean-Strategie selbst neue Geschäftsfelder zu erschaffen, in denen noch kein harter Konkurrenzkampf herrscht. Wagt man sich vielleicht auch deshalb momentan keinen Schritt in Richtung Virtual Reality, weil bereits Facebook, Sony den Bereich besetzen (und der gefloppte VirtualBoy vermutlich nach wie vor für Skepsis sorgt)?

Trotz traditionell vieler Hardware-Revisionen hat Nintendo es diesmal aber mit den verwirrenden Updates übertrieben. Auch beim Namen fehlt eine klare Linie: Das „New" orientiert sich zwar an Apple (das dritte iPad hieß offiziell „The new iPad") oder der modernen Flut an Remakes und Reboots, stiftet aber noch mehr Verwirrung. Im Laden haben unentschlossene Kunden bald die Wahl zwischen 3DS, 3DS XL, 2DS, New Nintendo 3DS und New Nintendo 3DS XL. Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie viel Spaß es macht, einer Mutter nebst quängelndem Kind am Arm alle Varianten en detail zu erklären. Vielleicht hätte man auf den ehemaligen Indie-Boss Dan Adelman hören sollen, der nach seinem Weggang die Namenswahl der Wii U kritisierte.

Eine richtig coole Neuerung könnte allerdings das Augen-Tracking werden: Eine Kamera soll jederzeit die Augenposition registrieren und die LCD-Zeilen des Bildschirms auf den Blickwinkel ausrichten. So soll der 3D-Effekt immer korrekt aufrechterhalten werden, selbst wenn der Handheld z.B. in der U-Bahn ein wenig wackelt. Wenn die Technik ihr Versprechen einhält, könnte sie dem 3D-Feature einen echten Auftrieb geben. Momentan kenne ich zumindest kaum noch jemanden, der den Schieberegler beim Spielen regelmäßig oben lässt. Durch den eingeschränkten Blickwinkel ist es auch mir auf Dauer zu anstrengend, doch sauber funktionierendes Tracking könnte das schnell wieder ändern. Der Schlingerkurs beim 3DS lässt sich dadurch aber nicht wegdiskutieren. Für die Zukunft wünsche ich mir von Nintendo ein besseres Händchen für Namen und technische Updates.

Jan Wöbbeking
Redakteur


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